Land
„Gambia? Noch nie davon gehört. Wo liegt das?“
Oft bekamen wir diese Fragen gestellt. Aber kein Wunder, denn Gambia gilt als das kleinste Land Afrikas mit ca. 2,4Mio Einwohnern, ca. 50km breit und 480km lang, eine Gesamtfläche von ca. 11.000km², umschlossen von Senegal. Das Land mit der Hauptstadt Banjul liegt an der afrikanischen Westküste direkt am Atlantik. Gambia ist bekannt für seinen gleichnamigen Fluss, der sich durch die Mitte des Landes erstreckt.
So klein Gambia auch ist, stellt das Land regelrecht die Schönheit der Natur dar. Das Paradies mit tropischen Regenwaldregionen und 80km langen Sandstränden bietet über 500 verschiedene Pflanzenarten. Palmenwälder erstrecken sich durch das Land und exotische Früchte, die wir nur aus dem Supermarkt kennen, kann man an jeder Ecke pflücken. Auch die Tierwelt ist sehr beeindruckend, auch wenn Großwild wie Elefanten, Löwen oder Giraffen im 19.Jahrhundert und zu Beginn des 20.Jahrhunderts von den Kolonialherren und Wilderern ausgerottet wurden. Dennoch bietet Gambia mit seinen umfangreichen Savannen- und Feuchtgebieten noch heute eine große Vielfalt der bunten Vogelwelt, verschiedene Affenarten – ganz bekannt die Grünmehrkatze – und nicht zu vergessen: Krokodile. Gambia galt einst als das Land mit dem krokodilreichsten Fluss Afrikas, jedoch sind heute in freier Wildbahn nur noch selten Krokodile anzutreffen.
Sprachen
Nach der Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich Großbritannien 1965 blieb Englisch die offizielle Amtssprache.
Dennoch leben in Gambia viele verschiedene ethnischen Gruppen, welche sich durch ihre eigene Sprache definieren. Ca. 20 verschiedene Sprachen gibt es in Gambia, jedoch sind hiervon neun Sprachen hauptsächlich verbreitet. Am weitesten verbreitet sind die Sprachen Mandinka, Fulbe und Wolof. Aber der Großteil der Bevölkerung unterhält sich auf Englisch, da sonst die Völker sich unter einander nicht verstehen würden.
Wir haben auch die Erfahrung gemacht viele Gambianer anzutreffen, die der deutschen Sprache mächtig sind – sei es irgendwo auf der Straße oder in der Bar nebenan. Das liegt daran, dass viele Gambianer bereits in den 90er Jahren nach Deutschland flüchteten aufgrund der damaligen Diktatur. So bauten sie sich ein Leben in Deutschland auf, lernten die deutsche Kultur und Sprache. Auch der heutige Präsident Adama Barrow suchte einst Asyl in Deutschland. Sein Asylantrag wurde jedoch abgelehnt wodurch er wieder nach Gambia abgeschoben wurde. Mit der Demokratie ab 2017 gingen viele in Deutschland lebende Gambianer wieder in ihr Land zurück. Der deutschen Sprache sind sie heute jedoch noch mächtig und zeigen eine enge Verbundenheit zu Deutschland.
Religion und Lebenshaltung
Die gambianische Bevölkerung ist zu 90% muslimisch, 9% christlich und ca. 1% gehört traditionellen indigenen afrikanischen Religionen an. Viele Touristen schrecken schon davor zurück, weil die Mehrheit des muslimischen Glaubens angehören, welcher leider oftmals mit islamischen Schreckensherrschaften anderer Länder gleich gestellt wird. Aber nicht in Gambia.
Gambia gilt als eines der friedvollsten Länder Afrikas. Der Koran schreibt auch bekanntlich (umgangssprachlich): man soll jede Nationalität, jede Religion, jede Hautfarbe und Herkunft akzeptieren und respektieren. Natürlich geht der größte Teil der gambianischen Bevölkerung den islamischen Traditionen wie wöchentliche Moscheebesuche, kein Schweinefleisch essen etc. nach. Jedoch gibt es genauso Muslime wie in Deutschland Christen, die sich nichts aus religiösen Lebensweisen machen und einfach nur Mensch sind. Auch muslimische Frauen in Gambia tragen kurze Kleidung, gehen abends aus, trinken Alkohol und haben Spaß am Leben. In Gambia besteht vermehrt auch ein „Bob Marley Lifestyle“, daher läuft vieles sehr entspannt.
Zudem erfährt man von den Gambianer sehr viel Respekt, Wertschätzung, Anerkennung, Freundlichkeit und eine große Hilfsbereitschaft. Sprich, hat meine man zum Beispiel eine Autopanne, kommen aus dem Nichts Leute auf dich zu und helfen dir ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen. Wo erlebt man das heutzutage noch?
Infrastruktur und Wirtschaft
Im Allgemeinen hat Afrika bekanntlich keine so ausgebaute Infrastruktur wie Europa oder andere Kontinente. Für westafrikanische Verhältnisse ist in Gambia die Infrastruktur jedoch relativ gut ausgebaut. Geregelte öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn sind nicht vertreten, jedoch gibt es einen Flughafen in Banjul und unzählige Minibustaxis oder sogenannte Buschtaxis. Das Straßennetz umfasst ca. 4000km, jedoch sind nur ca. 700km davon asphaltiert, meistens die Hauptstraßen zwischen den größeren Städten. Alle anderen Wege sind meist unbefestigte Sandwege, die sich während der Regenzeit gerne mal zu unpassierbaren Flüssen verwandeln.
Wirtschaftlich gesehen ist Gambia ein eher uninteressantes Land. Es bietet keine Bodenschätze und ist somit auf Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus angewiesen. Zudem gibt es keine ausgeprägte industrielle Fertigung in Gambia, außer den Fischmehlfabriken entlang der Küsten. Den größten Industriezweig bildet die lokale Verarbeitung von Erdnüssen. Die größeren privaten Unternehmen beschäftigen sich mit dem Straßen- und Häuserbau. In Gambia gibt es zumindest die landeseigene Brauerei „Banjul Breweries“. Ansonsten sind viele Kleinbetriebe vertreten wie Bäckereien, kleinere Schreinereien, Metallverarbeitung, Mechanikerwerkstätten und Lebensmittelgeschäfte.